Nach einer unruhigen Nacht (unglaublich, wieviele Menschen tatsächlich noch mitten in der Nacht an so einem Parkplatz auftauchen und dann im PKW pennen) sind wir nach dem Frühstück aufgebrochen. Da es sehr regnerisch war, entfiel heute leider auch der Kaffee am Strand. Unser erstes Ziel war das Militärgefängnis von Karosta, einem Stadtteil von Liepaja (Liebau). Die Weide der (Wild-)Pferde und Auerochsen haben wir aufgrund des Wetters und auch der deutlich geäußerten Unlust der Kinder ausfallen lassen.
Liepaja war in der Sowjetära militärischer Sperrbezirk und Karosta war sogar ausschließlich dem Militär vorbehalten. Unglaublich breite Straßen und diese typischen trostlosen Plattenbau-Siedlungen prägen das Stadtbild. Es wirkt ein bisschen unheimlich. In dem Gefängnis saßen Soldaten ein, die – man stelle sich das mal vor – sich nicht „an die Regeln gehalten haben“. War mal ganz interessant, aber nicht spektakulär. Auf die Möglichkeit, für 17 Euro in einer Zelle zu übernachten, haben wir dankend verzichtet.
Einige Blöcke weiter wollten wir unbedingt noch die Nikolai Kathedrale bewundern, eine russisch-orthodoxe Kirche, die ziemlich prunkvoll in dieser tristen Umgebung erstrahlt. Sie verspricht von außen allerdings viel mehr, als sie von innen hält. Unweit entfernt gibt es einen ziemlich coolen Kletterpark, den wir durch Zufall entdeckt haben. Eigentlich dachten wir, es gäbe „nur“ eine lange Seilbahn namens „Tarzan“ über einen See. Tatsächlich aber gab es fünf verschiedene Kletterparcoure verschiedener Schwierigkeitsgrade. Ich habe gleich dankend verzichtet …. bin nicht annähernd so mutig wie die liebe Manu, die sich über 1km lang an so einem Ding ins Ungewisse stürzt!!! Mein Respekt!! Ich habe es kaum ausgehalten, meinen Lieben zuzugucken ….. aber sie hatten alle Drei ihren Spaß und waren glücklich und zufrieden.
Inzwischen war es schon halb fünf und unsere erste längere Route stand noch an: rund 80 km bis in die Nähe von Kuldiga, etwas im Landesinneren gelegen. Hier haben wir auf Wunsch einer einzelnen Dame den Campingplatz „Nabite Camping“ angesteuert: laut Reiseführer „der perfekte Ort, um 1-2 Tage in Ruhe auszuspannen“ …… klingt ganz nach meiner Vorstellung! Der Platz liegt tatsächlich herrlich an einem wunderschönen See und die Kinder sind ebenfalls begeistert. Nur der Vater ist mäßig erfreut bei der Aussicht, einen ganzen Tag hier einfach nur so abzuhängen.