„Madame, give money“ so die unfreundliche und unmissverständliche Aufforderung der Ruderin am Ende der Tour, bevor sie uns wieder abgesetzt hat. Ich gebe gerne Trinkgeld, lass mich aber sehr ungern mit einem scharfen Ton dazu auffordern. Sie hat uns dann auch noch – genauso barsch – wissen lassen, wieviel sie eigentlich erwartet. Die schon zurecht gelegte Summe entsprach nicht ganz ihren Erwartungen. Wir reden hier über ein paar wenige Cent, aber die teilweise Aggressivität hier ging mir auf den „ihrwisstschon“. Noch aggressiver ging es zu, wenn man sich mit dem Fahrrad der Sehenswürdigkeit näherte. Schon hundert Meter vorher springen Frauen mit Trillerpfeife von ihrem Stuhl auf, rufen „Parking“ machen wilde Zeichen, deuten in Richtung ihrer Geländes. Wenn man die erste ignoriert, obwohl sie einem fast ins Fahrrad springt, kommt die nächste ein paar Meter weiter. Einfach weiterfahren ist die Devise.
Zurück zum Anfang des Tages: Erste Tat nach dem (nicht so guten) Frühstück im Hotel Le Clou du Fil: Fahrräder des Hotels leihen. Boah, was für Drahtesel. Einer schlimmer als der andere. Ob wir damit die vorgeschlagene Tour des Reiseführers schaffen?
Die ersten Meter führten zum Ableger für die Tour zu drei Höhlen. Zu dem Ticketcounter und wieder zurück mit einem Elektrotrolley. Warum nicht der Counter direkt am Ableger genutzt wird, erschließt sich uns nicht…. Von den drei Höhlen war aber wegen des Hochwasserstands nur eine durchfahrbar. Als Entschädigung wurde noch eine andere Tour zu der Bich Dong Cave inkludiert (die wir aber am Ende nicht mehr geschafft haben, weil zu spät angekommen).
Nur zu zweit stiegen wir in das Boot, aber nicht bevor Schwimmwesten angelegt wurden!
Faszinierend die Rudertechnik. Meistens wurde mit den Füßen gerudert! Irre Technik, ich bekomme schon einen Krampf beim Zugucken.
Die Tour über den Fluss war recht unspektakulär, die Landschaft ist schon schön, aber wir waren nicht überwältig. Die Eindrücke der Berge in denTagen davor waren noch zu sehr präsent.
Mit den Rädern ging es zur Mua Cave, einem Aussichtspunkt, von dem sich auf den zuvor befahrenen Fluss gucken lässt. Die Aussicht, die 400 Stufen in der prallen Sonne hoch zu steigen hat uns bewogen, das auf später zu vertagen. Irgendwie waren wir heute nicht besonders entspannt, deswegen haben wir auch den nächsten „Must See“ Spot, die „Trang An“ Höhlen ausgelassen Die Aussicht, drei Stunden auf so einem kleinen Boot in endloser Reihe mit anderen Booten durch die Gegend geschippert zu werden, fanden wir abschreckend. Die ganze Massenabfertigung hier ist so gar nicht unser Fall.
Also weiter zu der alten Hauptstadt Hoa Lu aus den Jahren 968-1009, schöne Tempelanlage.
Essenstechnisch wurden wir im „Trang An Riverside Garden Restaurant“ auf dem Rückweg fündig, Tofu in Orangensauce und Tofu mit Lemnongrass und Chili, dazu superleckere Smoothies.
So gestärkt ging es wieder zurück zur Mua Cave. Die 400 Stufen lagen jetzt größtenteils im Schatten. Die einzelnen Stufen sind teilweise verdammt hoch und es waren noch immer sehr heiß (>32° bei 70% Luftfeuchtigkeit) Das war kein reines Vergnügen! Oben angekommen, gab es zwar einen schönen Ausblick, aber hat es sich gelohnt? Wir sind uns da nicht so sicher.
Das letzte Ziel war dann die Bich Dong Pagode. Wir hatten eigentlich genug, sind dann aber doch noch einmal durch den Ort quasi am Hotel vorbei weitere 2,5km in die andere Richtung gefahren, um dann festzustellen, dass das Tor 8 Minuten zuvor abgeschlossen wurde. Ein voller Erfolg!
Die Fahrräder haben wir dann nach 34km wieder am Hotel abgestellt. Schnell den Dreck abspülen und an / in den Pool.
Eine Entscheidung stand noch aus Ha Long Bay oder nicht ? Damit taten wir uns echt schwer und schoben sie lange vor uns her. Seit dem 13ten ist die Gegend wieder für den Tourismus offen. Langes Geschreibe, kurzer Sinn: wir haben sie von der Liste genommen. Beim nächsten Mal 🙂
Also jetzt das nächste Ziel buchen: Phong Nha. Hotel Homestay über Booking.com gefunden und für drei Nächte gebucht. Als Transportmittel haben wir uns am Ende für den Sleeper Bus entschieden. Um ihn das erste Mal zu testen, fiel die Wahl auf einen Tag-Bus, keinen Nachtbus. Den heben wir uns – in Abhängigkeit der Erfahrung – für später auf.
Sehr leckeres Abendessen gab es im „Buddha Belly Vegetarian & Vegan Restaurant“ !
Den Abschiedscocktail haben wir bei Musik und Fußballspiel-Übertragung (Arsenal gegen Tottenham!) in etwa gleicher Lautstärke von hinten und Gegröle aus dem Karaoke Bus vor uns trotzdem genossen …. fühlt sich an wie Urlaub.
Jetzt ist Montag, 16.09. und wir sitzen / liegen im Sleeper Bus, Typ VIP22. Die Zahl steht für die Anzahl der Betten, mit mehr und weniger Plätzen. Diese Variante ist schon sehr komfortabel. Beim Einstieg kommen die Schuhe in eine Tüte, die Koje wird zugewiesen. Die ist eher auf vietnamesische Körpergrößen zugeschnitten, mit unseren Längen geht es aber noch gut, wobei ganz ausstrecken auch bei mir schon nicht mehr geht. Aber es ist breit, von daher alles gut. Massagefunktion, TV, Steckdosen, WLAN, Decken, Kissen, Wasser gehört dazu.
Nach jetzt vier Stunden im Bus können wir nur sagen, dass das eine sehr angenehme Art ist zu Reisen! Nach einem Fahrerwechsel wurde es allerdings etwas ruppiger.
Kosten für zwei Personen bei einer Fahrtdauer von ca. 7:30h und ungefähr 400km: 61€.