Die Gauja

Von Estland haben wir heute Abschied genommen und sind zurück in Lettland. Heute haben wir wieder ein paar Kilometer gemacht, um morgen einen weiteren Tag nicht fahren zu müssen. Um das auch entsprechend geniessen zu können, haben wir als Ziel den Gauja Nationalpark gewählt, eine Gegend, die wir auf dem Hinweg eigentlich schon gestrichen hatten.

Gerne hätten wir noch Tartu, mit nur 100.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands, angeguckt, aber es blieb dann doch nur bei einer Fahrt rund um die Altstadt.

So waren unsere einzige Sehenswürdigkeit heute die  Adlerfelsen (Ergluh Klintis) an der Gauja. Nicht wirklich spektakulär, aber nett anzusehen.

Die nächsten zwei Nächte werden wir auf dem CP Apalkains in der Nähe con Cesis verbringen. Mit allem Komfort, ADAC und ASCi gelistet, und sehr gut besucht, vom einfachen Zelt bis hin zum großen Wohnmobil à la  Concorde. Nach der Einsamkeit der letzten Tage schon wieder recht ungewohnt, hauptsächlich i.Ü. durch Deutsche und Schweizer.

Der Platz liegt direkt an einem kleinen See,  teilweise mit eigener Terrasse, Picknicktisch und Feuerstelle (inkl. Brennholz) vor dem Wohnmobil. Wir hatten Glück und haben den letzten freien Terrassenplatz bekommen.

Zum Untier des Urlaubs haben wir i.Ü. heute einstimmig die Bremse (Tabanidae) gewählt. Die geht uns hier allen ganz schön auf den Zeiger, vor allem wenn wir mal durch den Wald gehen, am Wasser sind  oder aus selbigem kommen.

Schon wieder Abendstimmung am See, diesmal ist er aber viel kleiner

Chillen

Heute haben wir das Wohnmobil in der Tat nicht bewegt und uns einen Tag am See gegönnt. Gelesen, gespielt, gebadet, gegrillt.

Ein kurzer Ausflug von Antje und mir ging mit dem Rad in den kleinen Ort Kallaste. Es ist einer der Orte der russischen Altgläubigen, die im wesentlichen hier in der Gegend entlang der Küste ihre jahrhundertalte, teilweise streng religiösen, Kulturen pflegen. Davon haben wir allerdings nichts mitbekommen.

Es gab einen Kaffee und Teilchen im Café Anna, dem einzigen Café/Restaurant im Ort. Die Älteren sprechen hier eher Deutsch als Englisch, bei den  Jüngeren ist es eher umgekehrt. So auch hier im Café mit der Besitzerin und Enkelin (?).

Die roten Felsen von Kallaste
Damit geht es im Winter auf den zugefrorenen See
Abendstimmung auf dem CP Willipu

Peipsi See

So, ausgeschlafen und gestärkt geht’s jetzt wie versprochen an die Bericht-Erstattung von gestern:

Bei herrlichstem Wetter sind wir nochmal kurz ins kühle Nass gesprungen, und haben fürs erste Abschied von der Ostsee genommen. Unser erstes Ziel war nur rund 20 km entfernt der Gutshof Palmse, ein altes Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, das in den 70er Jahren, nach Gründung des Nationalparks nach und nach wieder renoviert und rekonstruiert wurde. Das Haus und die Außenanlagen sind schön anzusehen, sehr gepflegt und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Danach ging es weiter und es hieß „Kilometer machen“, da wir unbedingt noch nach Narva wollten (rund 160 km). Narva ist die nordöstlichste Stadt Estlands und liegt am gleichnamigen Fluss. Hier ist die Außengrenze der EU, am anderen Ufer ist Russland. Das Besondere an dieser Grenze: auf estnischer Seite steht die Hermannsfeste und auf russischer Seite die Festung Iwangorod.

Iwangorod
Herrmannsfeste

Die beiden Festungen sind durch eine Brücke, auf der sich die Grenzstation befindet,  miteinander verbunden. Wir hatten das Glück, dass zufällig ein mittelalterliches Fest auf dem Gelände der Hermannsfestung stattfand. So war es sehr kurzweilig und auch die Kinder hatten ihren Spaß. Der Blick auf die Grenzanlage war schon irgendwie seltsam – alles verbarrikadiert, ein düsteres Bild. Auch die Stadt Narva ist stark russisch geprägt und so ganz anders als das Estland im Westen. Hier wird auch überwiegend russisch gesprochen, was wohl daran liegt, dass 90% der Bevölkerung russisch-stämmig sind.

An der russischen Grenze

Weiter ging es zunächst gute 50km zurück bis Johvi, bevor wir Richtung Süden und Peipsi See steuern konnten. Es ist der größte See Estlands und uns lockten lange Sandstrände im Norden des Sees. Leider war die Ernüchterung groß, denn es ist überraschend viel los, was nicht nur den Wochenenden-Ausflüglern zuzuschreiben ist. Die angesteuerten Zeltplätze waren zumeist voll, wir kamen mit dem WoMo nicht wirklich weiter oder sie lagen zu weit weg vom Wasser und das wollten wir ja auch nicht. Schwierig. Zudem kommt man eigentlich bis auf die ausgewiesenen Zeltplätze nirgendwo ans Wasser ran, so dass freies Stehen auch nicht möglich ist. Wie bereits geschrieben, stehen wir nun auf dem Campingplatz Willipu nahe Kallaste. Seine besten Zeiten hat der Platz auch hinter sich, aber immerhin gibt’s eine schöne grüne Wiese, bis auf ein weiteres kleines WoMo stehen wir alleine mit Blick auf den See und überlegen, wie wir die letzte Woche gestalten.

 

Im Osten

Es ist spät geworden heute.

Nach einem unfreiwillig langen und kilometerreichen Tag haben wir um halb zehn endlich einen Platz gefunden, der uns für die Nacht geeignet erschien.

360 km liegen hinter uns, wir sind bei Kallaste am Peipsi Järv im äußersten Osten Estlands auf dem Campingplatz „Willipu“ gelandet. Gerade noch rechtzeitig vor einem Mords-Gewitter, dass während ich hier schreibe noch tobt. Wir bestaunen Blitze und Wetterleuchten – an Schlafen ist bei dem Krach eh nicht zu denken.

Zum Schreiben zu müde verabschieden wir uns heute mit dieser knappen Meldung. Morgen folgt der ausführliche Bericht.

Findlinge

Sagen wir es mal so: es war nicht gerade unser Glückstag heute …… aber der Reihe nach.

Nach anfänglicher Bewölkung klarte es, wie so oft in den letzten Tagen, auf und es war in Summe ein herrlicher Tag, fast wolkenlos und angenehme 23 Grad. Frank und ich haben eine lustige Laufrunde gehabt: die ausgeschilderte Spazierroute wollten wir dazu nutzen und sie führte uns zunächst vorbei an  Ponys und auf der nächsten Weide an einem Esel und diversen Auerochsen. So ganz koscher war mir das ja nicht, aber eigentlich haben sie nur dumm geguckt … haben sich vermutlich auch gefragt welche Irren da über ihre Wiese rennen um sich anschließend auf dem „Weg“ der am Waldrand entlang über hohes Gras führte, nasse Füße zu holen. Nach gut einem Kilometer haben wir dann auch eingesehen, dass das nicht so die beste Route war. Also zurück und vorbei an Esel, Auerochsen und Ponys über den Stellplatz und weiter über die Straße. Für fast einen Kilometer hatten wir auch dort Begleitung: die Ziege „Roberta“ fand es wohl auch lustig, wie wir da so rumrannten und ist meckernd hinter uns her. Irgendwann wurde es ihr dann doch zu bunt und sie ist alleine wieder zurück.

Als es später dann nach einem gemütlichen Frühstück in der Sonne, endlich losgehen sollte, wollten wir nur noch schnell im nahe gelegenen Supermarkt einkaufen. Zurück am Auto stellten wir das Malheur dann fest: irgendwo gab es ein Leck denn es war jede Menge Wasser ausgelaufen. Frank ist dann ziemlich schnell auf die Spur gekommen, dass es die Bord-Batterie war. Schnell war klar, dass wir definitiv eine neue brauchen – nur woher? Nach einer halben Stunden erfolgloser Suche im Internet (dank der neuen Roaming Gebührenverordnung innerhalb der EU ja kein Problem mehr) sind wir kurzerhand zurück zum Stellplatz, was sich als sehr gute Entscheidung erwies. Nach ein paar Telefonaten vom Besitzer sowie einem herbei gerufenem Kollege hat dieser uns gefühlt durch halb Tallinn gelotst zu einem „Akku-Laden“.  Frank hat das Teil dann schnell eingebaut, inzwischen war es drei Uhr und nun wollten wir endlich durchstarten. Leider kamen wir so schnell nicht weg, weil wir in der Garage entdeckt haben, dass eine der eben erst erstandenen Coladosen wie auch immer ein klitzekleines Loch hatte und sich komplett entleert hatte. Na super! Also alles raus und erstmal einigermaßen trockenlegen.

In Tallinn haben wir noch einen Schlenk zum Schloss Kadriorg, dem Amtssitz des Präsidenten sowie den dazugehörigen wunderschönen Parkanlagen gemacht, bevor es dann über die A1 gen Osten raus aus der Stadt ging.

Badebucht

Als Entschädigung haben wir dann aber doch noch eine schöne Tour bis zu einem traumhaft schönen Fleckchen zum

Sie kann über das Wasser laufen!

Baden direkt am finnischen Meerbusen, inmitten des Nationalparks Lahemaa, gefunden.

Insgesamt vier Landzungen recken sich innerhalb des Nationalparks in den finnischen Meerbusen und überall liegen verschieden große Findlinge herum und ragen aus dem Wasser. Schlussendlich haben wir zum Abschluss dieses Tages noch einen wirklichen tollen Übernachtungsplatz mit perfektem Meerblick bekommen und dazu noch einen perfekten Sonnenuntergang gehabt.

Schlafzimmerblick

Tallinn

So, es gibt noch von gestern zu ergänzen : Auf dem kleinen  CP Muha (15€ inkl Strom) haben wir gestern morgen vor der Abreise noch kurz Judy und Graeme aus Neuseeland kenngelernt, die fast jedes Jahr 3-4 Monate nach Europa kommen um das alte Land kennenzulernen.  Da zieht es uns Europäer immer nach NZ… Sollten wir irgendwann nach NZ kommen, haben wir jetzt eine erste Adresse und Einladung zum Drink!

Auf dem kleinen Marina haben dann heute beide Kinder die ersten Fahrminuten bekommen. Anfahren klappt bei beiden ganz gut, die Halbinsel ist auch lang genug, um ein wenig in Schwung zu kommen.

Verkehrsübungsplatz vor dem geplanten Umbau

Niklas und seiner Familie wünschen wir viel Erfolg bei dem Ausbau seiner Marina und Stellplatz. Er hat ambitionierte Pläne, dann wird es sicher auch nicht bei 10€ inkl. Strom die Nacht bleiben. Wir werden das über FB verfolgen.

Um 13:00 Uhr haben wir mit der Fähre die Insel Saaremaa schweren Herzens verlassen, hier hat es uns ausgesprochen gut gefallen!

Wir stehen für die kommende Nacht in Saue auf einem sehr neuen, super durchdachten und top ausgestatteten Stellplatz. 1 km Fußmarsch sind es bis zum Bahnhof.

Um 16:16 Uhr haben wir den modernen, sauberen, leisen und mit WLAN ausgestatteten Vorortzug (viele Grüße an die DB)  von Saue nach Tallinn genommen, 30min, 6,40€ für die ganze Familie, einfache Fahrt.

Tallinn hat eine beeindruckend  wunderschöne Altstadt, allerdings fest in touristischer Hand. Sicher nachvollziehbar, aber mir war es in Summe zuviel. Persönlich hat mir Riga besser gefallen, aber villeicht wäre es genau andersrum, wenn wir sie in umgekehrter Reihenfolge besucht hätten.

Für die  Apothekerin in der Familie: Diese Apotheke gibt es ununterbrochen seit 1422!

John’s Place

Habe heute länger an der Bar gesessen 😉 deswegen nur Stichworte und Fotos, im Wesentlichen Impressionen aus Kuresaare:

  • Besuch von Kuressaare, das frühere Arensburg
  • kurze Stippvisite am Krater
  • Tochter hat das Womo auf dem Stellplatz eingeparkt!
  • Frisch gefangener und direkt geräucherter Flussbarsch von Niklas
  • Schöner Abend mit Niklas an John’s Place, der Bar von Köiguste Saddam, unserem heutigen Stellplatz

Nicht alles ist so ruhig, wie es scheint

Da hat man nach langer Suche endlich ein schönes, ruhiges und einsam gelegenes Fleckchen für die Nacht gefunden, und um 5:30 Uhr ist diese jäh zu Ende, als eines der Fischerboote lautstark zum Leben erweckt wurde. Positiver Nebeneffekt: Kurzer Blick auf den Sonnenaufgang. Aber zum Glück  sind wir alle noch einmal eingeschlafen, um dann aber heute mal „zeitig“ gegen 09:00 aufzubrechen.

Erstes Ziel zum Frühstück: Die Panga Klippen.  Danach ging es auf die Suche nach einem vernünftigen Badestrand, was sich als gar nicht so einfach rausstellte. Zum einen gibt es nicht so viele auf Saaremaa, zum anderen waren einige sehr steinig, veralgt und mit Quallen versehen.

Deswegen haben wir den Vilsandi Nationalpark auf der Halbinsel Harilaid angesteuert, in der Hoffnung, dass sich die 10km Schotterpiste hin auch lohnen.

Das haben sie in der Tat. Wir haben ein paar schöne Stunden an einem einsamen Strand und im Wasser verbracht, bei angenehmen 22° (letzte Nacht hat es übrigens bis auf 12,3° abgekühlt!)

Gegen Abend haben wir den Strand verlassen und im Gasthaus Söögimaja in Lümanda typisch estnisch gegessen. In dem wohl auch schon mehrfach ausgezeichneten Restaurant gab es zum Leidwesen der Kinder keine Cola, keine Sprite o.ä., auch keine Pommes oder Burger. Wir haben alles mögliche bestellt, am besten kamen bei den beiden noch die Kartoffelkoteletts an (gebratener Kartoffelpüree) an.

Uns Großen haben die Kohlrouladen und das Pfannenbrot am besten geschmeckt.

Jetzt stehen wir auf dem kleinen privaten Campinplatz Muha Talu. Leider ist der dazugehörige  nahe Strand auch sehr veralgt, so genossen wir die schöne Anlage ohne ein weiteres Bad im Meer.

Eine Insel

Mit einer supermodernen Fähre ging es heute für 17,60€ um 14:05 Uhr vom Festland auf die Insel Muhu.

Da hat mal einer mitgedacht, ohne Ende Steckdosen zum obligatorischen WLAN auf der Fähre

Eine andere Fähre ist uns vor der
Nase weggefahren, aber alle 30min setzt eine weitere über. Nach 30min waren wir dann schon drüben. Muhu war nur „Durchfahrt-Insel“ bevor es dann über einen befahrbaren Deich nach Saaremaa ging. Erster Stopp dann bei einer alten Festung, aus dem 13ten Jahrhundert. Unter dem unscheinbaren Steinhaufen verborgen sind tolle Gewölbe mit hungrigen Schwalbenkindern.

Alles, was wir bis jetzt von Estland gesehen haben, gefällt uns sehr gut. Wirkt irgendwie schon sehr skandinavisch und auf jeden Fall schon besser entwickelt als Lettland. Schotterpisten gibt es hier zwar auch, aber gefühlt nicht mehr so viele wie in Lettland, der sowjetische Einfluss auf die Häuser scheint hier nicht ganz so stark gewesen zu sein.

Über einige Schotterpisten und Waldwege sind wir gefahren, auf der Suche nach einem Patz für die Nacht. Einen Campingplatz oder offiziellen Stellplatz wollten wir heute nicht. Einen sehr schönen Strand haben wir gefunden, aber der Parkplatz dazu war uns zu sehr im Wald, wir wollten Aussicht!

Die Suche habt sich gelohnt, mit Hilfe der Satelliten Bilder von Google Maps  haben wir einen Fleck gefunden und, nach einem kurzen Essen in dem kleinen Ort Leisi, angesteuert.  Jetzt stehen wir mutterseelenallein auf einem Gelände mit Mole, alten Booten und leeren Hallen direkt am Meer.

Nach dem ungemütlichen Wetter der letzten Tage wird es jetzt wohl etwas besser, heute hatten wir einen Supersonnenuntergang.  Und von der Mondfinsternis konnten wir sogar auch noch was sehen.

(Gefahren heute: 174km)