Um 10:00 haben wir den Platz in Erfurt verlassen, neues Ziel: Hohenfelden.
Recht vielversprechende Webseite, aber am Ende doch enttäuschend. Wir werden mit der deutschen Campingplatzkultur nicht warm, vor allem nicht mit der deutschen Dauercamperkultur. Auf dem Platz hier wird jedes Klischee bei Weitem übertroffen. Naja, wir haben uns in den hinteren Touristenteil zurückgezogen und blenden es aus.
Mit dem Rad ging es von hier über den Ilmtalradwed 31km bis Weimar, zurück etwas kürzer 26km über Landstraßen.
Das StandUp-Paddle hätten wir nach der Tour gerne noch in Betrieb genommen, aber der See ist doch sehr weit weg von unserem Standplatz, deswegen blieb es insbesondere zum Leidwesen des Mannes weiter in der Garage.
Weimar ist nett, sehr voll mit Reisegruppen und schnell besichtigt (wenn man wir heute nicht in die Museen geht, was mit Fahrradschuhen blöd ist). Grundsätzlich hätten wir uns gerne die Anna Amalia Bibliothek angeschaut, aber das Tageskontigent von 50 Karten war natürlich schon lange weg. Interessant wäre sicher auch das neue Bauhaus Museum gewesen, aber das läuft nicht weg.
Mit dem Zug ging es gestern entspannt gegen 11:30 Uhr in die Stadt, 10 min ab Bahnhof Kühnhausen, der 10 min fußläufig weg ist. Die Anbindung ist noch das Beste an dem CP. Leider ist hier ab 04:30 ein fröhliches Kommen und Gehen mit Autos. Auto anhalten, (quietschendes) Tor auf, Auto durch fahren, Tor wieder zu…. Super, wenn man direkt dran steht.
Die Highlights Erfurts haben wir alle erlaufen, dabei wurden doch einige Erinnerungen wach an die Zeit, als ich vom 10. Novembers 1989 an ein paar Tage zum ersten Mal in der Stadt war.
Die interessante und sehr gut gemachte Ausstellung HAFT – DIKTATUR- REVOLUTION haben wir uns im ehemaligen Stasi Untersuchungsgefängnis angeschaut.
Kulinarisch ist das Eis auf der Krämerbrücke (sehr lecker) und unser Aperol sowie Abendessen im „Übersee“ direkt an der Gera Nähe Krämerbrücke zu erwähnen. Das Plätzchen auf der Terrasse war so schön, dass wir statt „nur“ Aperol doch noch Essen bestellt haben, denn alle Restaurants rundherum waren aufgrund der Erfurter Domstufen Festspiele sehr voll.
Frühstück um 09:00, vorher mit dem Rad 2km rein nach Schierke zum Brockenbäcker um Brötchen zu holen. Kurz drüber nachgedacht, noch einmal auf den Brocken zu fahren, aber dann doch schnell wieder verworfen. Wir haben doch keine Zeit…
Kurz nach 10:00 haben wir uns in Richtung über Eisleben nach Quedlinburg auf den Weg gemacht.
Die beste Beifahrerin hat unterwegs aus dem Reiseführer vorgelesen und dabei festgestellt, dass wir an der längsten Füßgängerhängebrücke (440m) der Welt (!) vorbeikommen. So viel Zeit war dann doch noch, deswegen gab es einen kleinen Umweg zur Hängebrücke an der Rappbodetalsperre.
In Quedlinburg angekommen haben wir in der Nähe Marktplatz geparkt und sind dann 3Std durch die schöne Stadt gelaufen. Wir hatten dann noch zufällig eine fast private Führung (4 Personen) in den Turm und den Dachstuhl der Marktkirche St. Benedikti.
Nach drei Stunden hatten wir genug Fachwerk gesehen und haben einen langen Schlag nach Erfurt (140km) gemacht, bis zum Campingplatz „Erfurt am See“.
Der Plan war, hier bis zu drei Nächte zu stehen um von hier morgen Erfurt (per Bahn) und übermorgen Weimar (per Rad) zu erkunden. Aber da wir hier nur zwei Nächte stehen können, werden wir übermorgen früh wieder umziehen. Ist auch nicht schlimm, da der Imperativ hier die vorherrschende Verbform ist. Rauh und manchmal auch herzlich. Aber wenigstens stehen wir doch mit einem ganz netten Blick auf einen der beiden angrenzenden Seen. Aber quer ging nicht, verboten, weil: siehe oben! Also gucken wir aus der Tür auf die Mülltonnen und die Zufahrt. (rechts vom Bild).
Aber das Klärwerk ist nicht in Sicht und Geruchsweite.
Unser zweiter kurze Sommerurlaub fängt mit einem Familientreffen an, auf dem wunderschönen Anwesen im Wendland von Verwandten Schwiegerväterlicherseits.
Viel gibt es dazu hier nicht zu sagen, ausser, dass sie uns einen schönen Campingplatz 😉 zur Verfügung gestellt haben und wir einen schönen Nachmittag und Abend hatten.
Heute morgen haben wir uns von den Kindern verabschiedet bzw. Tochter und Nichte noch nach Braunschweig zum Zug gebracht, dann konnte die Woche zu zweit beginnen!
Eine der vielen Geschichten von gestern ist uns noch sehr in Erinnerung geblieben, nämlich die von einem Segler, der in der Nähe des Kaps der Guten Hoffnung in Südafrika unterwegs war und ganze drei Wochen(!!) nur durch Müll gesegelt ist.
Das und der total kaputte Fichtenwald heute hier am Brocken machen schon nachdenklich.
Genau, Brocken. Eigentlich war der Plan, heute Quedlinburg zu besichtigen und morgen dann nach Schierke am Brocken zu fahren, um diesen mit dem Rennrad zu „bezwingen“. Aufgrund des Wetters haben wir das umgedreht und haben spontan die heutigen angenehmen Temperaturen genutzt, um unseren Ausflug zu machen. Von Schierke aus waren es noch 560Hm und 12km, die sich schön fahren lassen. Von oben gibt es eine phänomenale Aussicht in alle Richtungen, wirklich klasse.
Unterwegs aber eben die riesigen Flächen mit abgestorbenen Fichten.
Wir stehen auf dem einzigen CP in Schierke, nicht besonders schön, aber für eine Nacht okay und es war ein guter Startpunkt für den heutigen Ausflug. Allerdings liegt er auch zu weit vom Ortskern entfernt, um mal eben noch in ein Restaurant zu gehen, das musste dann leider heute ausfallen.
Auch das muss mal erwähnt werden 😉 Die besten Croissants gab es bis jetzt in Noyers, das war die einhellige Meinung. Die am Lac des Settons waren auch sehr gut, die aus der kleinen Bäckerei hier haben es aber noch getoppt. Ganz schön große Unterschiede gibt es!
Sehr gemütlich haben wir es angehen lassen und unseren Stellplatz gegen 11:30 Uhr verlassen. Viel stand nicht auf dem Programm, Wetter war auch immer noch recht kühl und bewölkt. Fest stand, dass wir zum Zisterzienserkloster Abbey de Fontenay www.abbaydefontaney.com bei Montbard wollten.
Damit es für unseren Sohn nach so viel Kultur auch noch etwas Entspannung gibt, haben wir nach einem Stellplatz oder CP mit Wasser gesucht. Die Wahl viel auf einen 5* Platz, in der Nähe eines Sees, mit Pool und Zip und Zap.
Aber erst zur Klosteranlage. Sehr schönes Gelände, interessante Geschichte. Um auf der Anlage zurecht zu kommen, gab es einen Flyer, der die Gebäude und deren Funktion erklärte. Alles in allem ein lohnenswerter Zwischenstopp, wir, die Eltern, wären gerne noch ein wenig länger geblieben, aber der Junior drängelte.
Wir steuerten den Platz bei Langres an, der zu unserer großen Überraschung, nicht die erwartete Begeisterung bei unserem Sohn auslöste, im Gegenteil. Er „möchte etwas einfacheres“.
Schlussendlich sind wir noch ca. 130km weiter in Richtung Norden gefahren und stehen nun kurz vor Nancy auf einem kleinen, schönen CP in einem schönen Tal direkt an der Mosel.
Noyers haben wir angesteuert, weil das Dorf eins der schönsten im Burgund sein soll. Glauben wir das mal, es fehlt die Zeit, alle anderen anzuschauen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Spaziergang außen entlang der ehemaligen Stadtmauer und durch die schmalen Gassen. Vom Stellplatz sind es ca. 10min bis zum Stadttor. Es gibt einige Galerien, ein paar Restaurants, davon eins mit einem Michelin Bib Gourmand ausgezeichnet. Da wir aber unterwegs einiges zum Grillen eingekauft haben, kam das für heute nicht in Betracht. Beim nächsten Mal…
Zurück am Platz gab es eine Chablis Weinprobe. France-Passion bietet Stellplätze auf Bauernhöfen, Weinbauern o.ä.. Bei unserem gab es Wein. Ohne Kaufzwang, aber wir haben trotzdem zugeschlagen.
Dazu hatte der Weinbauer noch eine schöne Garage mit drei Oldtimern, Volvo, Peugot und einem Dollard Motorrad. Bei so einer Garage hätte ich gerne auch noch ein bis zwei mehr Oldtimer…
Wir sind gegen 10:30 vom Campingplatz mit den Rädern losgefahren. Sollte das mal jemand lesen, der auch vom Campingplatz aus per Rad dort hin möchte: Auf keinen Fall der Routenempfehlung von Google Maps für Radfahrer folgen. Besser direkt die Straße nehmen. Man kommt sonst zwar auch zur Baustelle, aber dummerweise von der falschen Seite und man steht vor dem Zaun. Es folgt dann ein ca. 6km Umweg, um zur richtigen Seite zu kommen.
Erst noch die Nachlese zur Burg Guédelon Besichtigung:
Leider gab es gestern keine deutsche Führung, die hätten wir gerne mitgemacht. So mussten wir die Details dem Handzettel und den Beschreibungen bei den Handwerkern entnehmen.
Schon mühsam, so ein Burgbau ohne die gewohnten Hilfsmittel, andererseits faszinierend, was so alles ohne genau diese geht.
Insgesamt haben wir dort, mit Mittagessen, fast 5 Stunden verbracht. Zurück am Rad musste ich dann noch einen Reifen flicken, und dann direkt noch mal, weil das Loch so groß war, dass der Flicken direkt geplatzt ist, nachdem wieder Luft drinnen war. ?. Zum Glück hatte ich noch einen Reserveschlauch dabei, wäre sonst blöd geworden.
Eigentlich war dann der Plan, vom See aus am Abend mit dem Rad zum Le Spectacle nach St Fargeau zu fahren. Aber die Wetteraussichten haben dazu geführt, dass wir den CP gegen 18:00 Uhr verlassen haben und mit dem WoMo nach St Fargeau gefahren sind. Wir hatten wenig Lust, nach Mitternacht bei Regen und möglicherweise Gewitter über Landstraßen zurückfahren zu müssen.
Erwartungsgemäß war der Stellplatz am Schloss voll, so wurde die angrenzende Wiese kurzerhand von vielen anderen WoMos belegt. Wir haben unseren Platz noch ganz am Ende ergattern können.
Vo dort waren es nur wenige Minuten zum Chateau von Saint-Fargeau. Wegen diesem Trailer, den wir schon vor ein paar Wochen zu Hause gesehen haben, sind wir dort hin:
Nach unserem Abendessen sind wir um halb neun aufs Gelände und mussten feststellen, dass wir besser dort eine Kleinigkeit gegessen hätten: neben den üblichen Burgern gab es auch Moules Frites und Escargots Bourgogne.
Pünktlich mit Beginn der Show gegen 22:20 fing es an zu regnen, Gewitter zogen um uns rum, teilweise hat es wie aus Kübeln geschüttet. Zum Glück hatten wir uns aber in weiser Voraussicht an der Kasse noch für kleines Geld Regen-Ponchos gekauft. Sahen zwar bescheuert aus, aber hielten uns weitestgehend trocken. Viele andere haben bei dem Platzregen zur Halbzeit die Show verlassen. Insgesamt hat vor allem die großartige Lichtshow begeistert, die das Schloss auf beeindruckende Art und Weise illuminiert und in das Spektakel mit einbezogen hat.
Genau mit Ende der Show hörte der Regen auch auf und wir haben im Innenhof vom Schloss noch das kleine Abschlusskonzert der Jäger geniessen können.
Heute, am 27.07., haben wir es ruhig angehen lassen. Baguette und Croissants gab es 100m weg vom Stellplatz. Nach dem Frühstück und bei kühlem, etwas regnerischem Wetter sind wir los. Nun stehen wir in Noyers, nutzen zum ersten Mal einen Stellplatz von france-passion.com und schauen die letzte Etappe der Tour de France.
Hilft ja nix, irgendwann müssen wir ja doch da wieder weg. Schweren Herzens haben wir den Lac des Settons heute morgen um acht in Richtung Westen verlassen.
Auf dem Weg zu unserem heutigen Übernachtungsziel war Kultur angesagt, wenigstens ein bißchen. Erster Halt war am Schloss Bazoches-du-Morvan. Das Schloss war bei unserer Ankunft noch geschlossen, darum haben wir erst mal in Ruhe auf dem noch leeren Parkplatz gefrühstückt.
24€ Eintritt, die sich sehr gelohnt haben. Im 12. Jahrhundert erbaut, im Jahr 1675 von Marschall von Vauban erworben. Dieser war ein ausgesprochen helles Köpfen, interessante Vita. Erfinder von Waffen, Wehranlagen, viel bereist, Verfasser unzähliger Bücher, immer im Dienst König Ludwig XIV. Mit der Eintrittskarte gab es eine umfangreiche (deutsche!) Beschreibung von Schloss und Marschall, in jedem Fall lesenswert.
Mit am beeindruckendsten war die Karte von Paris aus dem Jahr 1739 (Plan de Turgot). Mehrere Jahre war der Zeichner in Paris unterwegs, um die ganzen Gebäude Maß zu nehmen. Irre, die Details.
Nach dem Schloss ging es über Pierre-Perthuis (zwei alte Bücken über die Cure gucken, kann man, muss man nicht) nach Vézelay, um dort die Basilika anzuschauen. Geparkt ausserhalb der Ortes, und dann bei 40 Grad durch die alte Stadt hoch zum Weltkulturerbe https://de.wikipedia.org/wiki/Ste-Marie-Madeleine_(Vézelay). Leider war das Portal eingerüstet, aber innen war es auch sehr beeindruckend.
Anschliessend sind wir noch in ein kleines Restaurant, Galette und Crêpe für alle.
Jetzt stehen wir auf dem Camping am Lac du Bourdon. Der Platz ist bei weitem nicht so schön wie der letzte. Schnell sind wir nach der Ankunft noch in den See (über die Strasse hinweg), aber statt ersehnter Abkühlung erinnerte er uns doch sehr an eine Badewanne. Egal, der Platz liegt günstig für unsere beiden Ziele morgen.
Alles aufgebaut, Buch in der Hand, Blick auf den See, so sollte der Tag seinen Lauf nehmen … bis die erste von gefühlt sämtlichen Jugend-Feriengruppen Frankreichs ankamen und nicht nur sichtlich sondern vor allem hörbar ihren Spaß hatten.
Die Betreuer hatten eindeutig militärischen Hintergrund 🙂 ein Schlachtruf jagte den nächsten, intoniert mit Trillerpfeife. Erinnerte mich an Full Metal Jacket. Dann eben schwimmen und paddeln, bei recht angenehmen 33°. Wer hat was von Hitze gesagt?